Die Devise lautete: Immer Berg hoch, kann auch etwas steiler werden. Und siehe da! Ein Haus, ein Name, der richtige Name.

„Wir haben gebucht, und zwar per E-Mail, auf Empfehlung von Herrn …!“;

„Nicht bei mir!!! Weiter oben, Punkt“;

„Danke, also hier weiter hoch. Rechts oder links?“;

„Ja!“ Und aus.

Die Strasse geht fast ins Senkrechte über. Plötzlich gleicher Name, Pension, das muss es sein. Einparken, aussteigen, endlich da und höflicherweise nächststehende ältere Dame angesprochen.

„Wir haben …“;

„Nicht bei mir, nebenan, Punkt“.

Nebenan ein Ehepaar vor dem Haus. Er sitzt auf der Bank. Sie steht da mit verschränkten Armen und strengem Blick. Dieser Blick sagt:: „Es ist schon ein Ding, dass ihr euch jetzt noch traut hierher zu kommen. Wo wart ihr als ich das Abendbrot fertig hatte? Die paar Kilometer, die zwischen Magdeburg und Oberitalien liegen, fahren wir im Winter auf der Rodelbahn mit dem Schlitten, und das mehrmals am Tag. Wollt Ihr was trinken? Nein, erst zur Toilette? Na dann.Ich überlege was ich euch zum Abendessen mache. Mal sehen. Es wird gegessen, was auf den Tisch kommt.

Danach einen starken „Selbst“-Gebrannten zur Verdauung. An der Seilbahn ist Tanz und das wunderschöne Dorfzentrum liegt Berg runter. Der Bekannte hat hier gut gearbeitet und ist jetzt in Deutschland, Punkt. Gute Nacht!“

Da wir wissen wollen, wo es uns eigentlich hin verschlagen hat, gehen wir den Berg hinunter ins Zentrum und dann an einen Punkt, wo mehrere Menschengruppen stehen. Unterwegs fallen uns einige Läden auf, deren Preisschilder verraten, dass hier sicher nicht alle Bevölkerungsschichten herkommen möchten und auch nicht unbedingt gern gesehen sind. Wir stehen an „dem“ Ausblickspunkt des Ortes. Vor unseren Augen erstreckt sich ein Tal mit Weinreben, ringsherum hohe Berge, was in der Gegend zu erwarten war, und eine, in gleicher Höhe auf dem benachbarten Berg gebaute, rot angestrahlte Burg.

Sehr schön!

Ich mache Fotos, die leider etwas verschwommen sind. Vielleicht liegt das an dem Ausspruch, den eine in Gold gefasste reifere Dame von sich gab und alle im Umkreis stehenden Panoramagucker sehr entzückte: „In jedem Jahr sind wir hier und machen Urlaub. Und jedes Mal, gehe ich einen Tag vor der Abreise genau an diesen Punkt und nehme Abschied von diesem einmaligen Anblick!“

Es ist mucksmäuschenstill. Die Worte tanzen einen Walzer durch die Luft, die zu vibrieren scheint. Nun??? Ist das nicht schön? Jedes Jahr „Dorf Tirol“. Jedes Jahr diese Zeremonie. Jedes Jahr der Blick auf den Wein, auf die Berge ringsherum und der Blick auf eine Burg, die rot angestrahlt wird. Und wahrscheinlich jedes Jahr die gleichen walzertanzenden Worte, die die Luft scheinbar vibrieren lassen, während es mucksmäuschenstill ist. Ein schöner Brauch!

Sekunden später landen wir von der Märchenwolke, die uns gedanklich trug, wieder auf der Erde und erinnern uns an den steilen Aufstieg zur Pension, an der wir nun vor lauter Stolz, diese Worte hören gedurft zu haben, vorbei laufen und an der „tanzenden“ Seilbahn sind. Aber wir hören das rufende Bett und finden doch noch zurück.

Und jetzt liebe Leser ist es soweit. Schlafen! Doch dann? Was ist das? Es regnet. Man kann auch sagen es gießt. Ich bin aufgewacht vom tropfenden und dann abfließenden Regenwasser.

Und da sind sie wieder. die Nachtgedanken.