Montag

Es ist ein Montag wie jeder andere Montag. Er ist aber anders als all die anderen. Er ist wie viele andere Montage, aber eben nicht wie jeder Montag. Die gibt es ja auch des Öfteren. Und was ist anders? Das weiß keiner, jedenfalls noch nicht am Morgen. Erst denkt man beim Aufstehen: „Oh, ein Montag wie jeder andere.“ Man sieht aus dem Fenster und bemerkt: „Oh, dieses ist ein Montag, wie jeder andere, er ist aber anders, da das Wetter anders ist, als an den anderen Montagen in den letzten Wochen, als der ein Montag wie der andere war. Und dann bemerkt man noch, dass man ja an diesem Montag, der ja eigentlich so zu sein schien wie jeder andere, es aber nicht ist, alles anders beginnt als an den anderen Montagen.

Erstmal hat man unruhiger geschlafen. Man hat keinen Wecker gestellt, da man sowieso pünktlich wach wird. Und weil man keinen Wecker gestellt hat, schläft man unruhig. Im Gegensatz zu anderen Montagen hat man Termin. Und im Gegensatz zu anderen Montagen an denen man eventuell doch mal einen Termin hatte, ist der heutige Termin doch recht früh. Also, schnell Kaffeewasser für den Löslichen aus Italien, den ich kaufte, weil in unserem Urlaubsparadies keine Kaffeemaschine vorhanden war, aufgesetzt, und ein Ei zum Kochen gebracht. Frühstücksstullen wurden schon am vergangenen Abend geschmiert. Zwischendurch Morgentoilette, ein paar Schwimmstöße im Pool und auf geht es mit aufgespanntem Regenschirm. Bloß gut, das die Temperaturen mitspielen, denn Zeit, wärmere Sachen vorzusuchen, hatte ich nicht.

Zwischen sieben und zwölf Uhr soll die Möbellieferung kommen. Bin so pünktlich in meinem Plattenbaukeller, dass ich noch ein paar Fahrräder und andere im Trockenkeller zwischengelagerte Gegenstände zur Seite räumen kann, um einen Lagerplatz für die neuen Möbelteile zu schaffen. Ich weiß nicht, wem die Couchgarnitur und die dort schon ewig stehenden Fahrräder gehören. Nur die gestapelten Kartons mit den Schnulzenromanen, die vor zehn Monaten aus dem Nachbarkeller verbannt wurden, kann ich zuordnen.

Als ich wieder auf die Straße trete höre ich LKW- Geräusche. Es ist fünf nach sieben und es kommt die Lieferung. Für etwas Trinkgeld wird auch alles bis in den Keller gebracht. Mein Rücken sagt „Danke!“

Und da sagt eine innere Stimme, dass dieser Montag etwas anders ist als die anderen. Es fängt gut an.