(Teil 1)

Junge, Junge, ist das nicht ein Wahnsinn? Manchmal geht es wie das Brötchen backen und ein anderes Mal kommt nichts in die Rübe. Es will und will einem einfach nichts einfallen. Man braucht eventuell nur einen Anschlußsatz, zum Beispiel nach dem Eisbecherzubereiten, aber es kommt nichts. Manchmal geht das soweit, dass man, ohne ein weiteres Wort zu schreiben, ins Bett muss.

Aber heute ist es anders.

Und zwar habe ich gerade gestern meinen letzte Text über die verfluchte Saukälte und den Regen ins Netz gestellt und am späten Abend noch meinen wichtigen Nachtrag er- und eingestellt, da ist heute schon wieder dieser Drang, hier etwas zu tippen.

Ist es nicht schön?

Ich hatte heute Termin beim Zahnarzt. Weiß ja jeder, dass man da einmal im Jahr hin muss. um seinen BONUS zu behalten. Ich war heute schon das zweite Mal in diesem Jahr dort. Hätte vielleicht nicht sein müssen. Aber wie man so ist, habe ich gewartet bis das Jahr fast vorbei war und der Stempel im BONUS-Heft noch fehlte. Also schnell noch einen Termin gemacht. Eigentlich würde man ja bloß schnell den Stempel holen und bei dieser Gelegenheit einen festen Gebiss-Durchsicht-Termin für das neu anfangende Jahr verabreden, aber die neue Schwester in der Anmeldung kennen wir noch nicht und den neuen Zahnarzt auch nicht. Folglich lassen die beiden sich darauf nicht ein und bestehen darauf, wenigstens einmal in den Mund schauen zu dürfen.

Was soll man da machen?

Keine Frage. Mit einer gestellten, wohlwollenden Miene stimmt man zu. Keine Gefahr, alles im grünen Bereich. Natürlich meine Herrschaften. Deshalb bin ich doch gekommen. Der Stempel? Ach ja, den können Sie auch noch reindrücken, wo ich schon mal hier bin. So weit, so gut.

Denkt man!

Aber?
Denkste!

Gerade strecke ich dem netten Zahnarzt meine Hand zur Verabschiedung hin und taste mit der anderen zur nächsten Türklinke, da öffnet er den Mund, aber nicht um mir sein Gebiss zu zeigen, nein, er lädt ein zu einer oder mehreren „Sitzungen“ Je nachdem, wie ich es möchte. Vier Zähne sind durchgefallen (nicht rausgefallen). Eine Stunde non stopp ist angesagt Ich konnte es selbst nicht sehen. Ich nehme an, dass sich meine Gesichtsfarbe änderte. Der Blutdruck schien erhöht, die Hände wurden kalt und schwebten ziellos durch die Luft. Ich versprach, gleich nach dem Jahreswechsel anzurufen. Wir wissen, dass der Januar ein sehr langer Monat ist (gefühlte Zeit). Desto erstaunter war ich, wie schnell er in diesem Jahr verging. Und auch der Februar und der März waren in Windeseile vorbei. So schnell konnte man gar nicht den Telefonhörer ans Ohr nehmen und die Zahnarztnummer wählen. Aber es musste ja sein. Der Zahnarzt rechnete fest mit mir. Also ließ ich mir was einfallen. Ich nahm den Hörer noch im März hoch und fing langsam an zu wählen. Und kurz nach dem der April anfing, hatte ich eine Verabredung. Wir zogen die Einstundensitzung, die sich für mich im Behandlungsliegestuhl abspielte, durch. Und dann war sie wieder da, die gleiche Verabschiedungsszene, wie schon einmal. Nun bekam ich einen festen „Nurnochdenrest-Termin“ für heute, den ich natürlich mit Freude wahr nahm, da ich dachte, er wollte nur noch polieren.

Aber?
Denkste!

Wir hatten beide eine andere Vorstellung von polieren. Ich nahm die Sache wortwörtlich stellte mir den ganzen Ablauf so vor: Ich fahre von zu Hause mit dem Auto los. Kein Stau, keine Behinderung, friesisch herb. Termin 09.00 Uhr. 08.57 Uhr einparken, genau vor der Haustür. Locker zur Anmeldung. „Hallo, ich habe heute hier noch mal einen Termin für Restarbeiten. Hier ist meine Karte!“ „Schönen guten Morgen Herr Patient ( Name geändert. d. Autor), der Doktor erwartet Sie schon und wird sie um Punkt 09.00 Uhr aufrufen. Ich bringe Ihre Unterlagen zu ihm ins Behandlungszimmer und teile ihm mit, dass sie eingetroffen sind. Bitte nehmen Sie doch diesen winzig kleinen Moment noch dort Platz, wo die anderen Patienten warten.“

Ich dreh mich um, um die Anzahl der Wartenden zu checken, suche einen mir angenehmen freien Platz aus, sage, obwohl ich genau weiß, dass kein Mensch antwortet „Guten Morgen“. Und noch während meine Knie leicht einknicken, um mich meiner Sitzposition näher zu bringen, höre ich meinen Namen aus der Lautsprecherbox klingen. Zimmer eins, bitte! Gelassen und von neidvollen Blicken verfolgt, schreite ich zu Behandlungszimmer Nummer eins. „Guten Tag Herr Patient, ich hoffe Sie sind gut hier her gekommen, ohne Stau, ohne Behinderung. Nehmen Sie bitte Platz. Ist die Position für Sie nicht zu unangenehm? Nein? Das ist ja schön. Bitte öffnen Sie den Mund, damit wir schnell mit der lapidaren Restarbeit beginnen können und Ihre wertvolle Zeit nicht unnötig belasten müssen.
Er nimmt, assistiert von seiner Sprechstundenhilfe, die beruhigend eine Hand auf meine Schulter legt, falls es ganz aus Versehen doch zu einem unerwarteten, unerwünschten kleinen Schmerz kommen sollte, das Poliergerät in die Hand, poliert mir in Windeseile die Stelle, die auf Hochglanz gebracht werden soll und schon ist es geschehen.

Er beendet seine Arbeit. Die nette Sprechstundenhilfe reicht mir mit einem lächeln den Becher mit Wasser zum Mund spülen und der Doktor hilft mir beim Aufstehen. Wir reichen uns lächelnd die Hände.

>> Ob wir uns jemals wieder sehen? <<