Die Gartenküche hat Bodenfliesen. Und genau in der Mitte wurde von mir die Fliese um 180° gedreht. Und genau auf dieser Fliese sitzt eine Heuschrecke. Gigantegroß. Wie hat sie es geschafft genau dort zu landen. Hat sie in Gedanken Diagonallinien gezogen, um in deren Treffpunkt aufzusetzen? Keiner weiß es. Wo kommt dieses Ding her? Wo will dieses Ding hin?

Wir sehen uns in die Augen.

Wir wissen beide, das wird der Kampf der Titanen. Wer wird siegen? Wer ist der zukünftige Herrscher über diese Laube und diesen Garten?

Es kann nur einen geben!!!

Mir graust es!

Ich tue das Einzig mögliche. Ich hole Waffen: Ein Kehrblech und einen Reisighandfeger. Ich komme wieder und das Lebewesen unnatürlicher Größe ist verschwunden. Wo ist es hin? Was hat es vor? Will es alles zerstören, oder tut es mir nichts. Schielt es aus irgendeiner Ecke heimlich zu mir rüber, beobachtet mich, um in einem günstigen Augenblick zuzuschlagen? Wer wird gewinnen? Will es einen harten Kampf? Will es mich psychisch zerknittern und in der Nacht, wenn ich schlafe, über mein Gesicht krabbeln? Will es irgendwo sein, wo ich hingehe und mich erschrecke , wenn ich das Licht anschalte? Schließlich ist es eine Heu- Schrecke.

Ich weiß es nicht.

Ich sitze hier und schreibe die, für mich, so harten Szenen auf.

Und plötzlich ein komisches Geräusch!

Ich drehe mich um. Meine Blicke sind nach oben gerichtet. Und da ist sie. Gänseschauer durchfährt meinen Körper. Schräg über mir auf dem, im Winter aufgestellten Schrank, steht das fremde Wesen und scheint mich anzugrienen. Ich weiß nicht, wie es dahin gekommen ist, ich weiß nur , es muss etwas passieren. Und ich tat das Richtige. Wieder holte ich Waffen. Diesmal war es der Reisighandfeger und ein Strom abgebender Tennisschläger. Damit war ich auf der Gewinnerseite. Ich konnte das Wesen so treffen, dass es keinen Halt mehr auf dem Schrank finden konnte und auf die Auslegware fiel. Es machte einen Sprung gegen eine lila Kuh. Damit rechnet in unseren Breiten keiner. Es war ein Gastgeschenk unserer Nachbarin zum Geburtstag meiner Frau. Wenn wir Kinderbesuch haben, ist diese Kuh gefragt, wie nichts anderes. Schade, dass sie keine Milch gibt.

Jedenfalls war der Kampf der Titanen fast vorbei. Meine Waffen wirkten. Ich halte den Niederspannungsschläger an den Kopf des Ungeheuers. Und zack, fällt es um. Ist es tot? Verstellt es sich? Ich bringe den leblosen Verlierer raus.

Der nächste Morgen!

Es ist weg. Wie soll ich das verstehen? Hat es sich wirklich tot gestellt, um den Sieger zu necken und zu sagen, wenn Du dich umdrehst hüpfe ich geschwind davon, um eventuell demnächst einen neuen Angriff zu wagen???

War es wirklich tot und wurde gefressen von einem Menschen oder Tier, wo Proteine Mangelware sind? Vielleicht ein Chinese? Man kann nicht nur von Reis und Ente leben.

Ich konnte jedenfalls gut schlafen, was ja auch sehr wichtig ist.

Und ich wünsche allen mal wieder eine gute Nacht, jetzt, um „Dreiviertel Eins“!