Fortsetzung und Ende?

Unsere erste Versammlung des Jahres 2016 hatte begonnen. Wir gaben die Tagesordnungspunkte bekannt und ich verlas zum ersten Mal einen Rechenschaftsbericht zu einem Geschäftsjahr. Der Vorstand wurde ohne WENN UND ABER entlastet.  Wir sprachen noch über „Magdeburg putzt sich“ und die Lieferung der Container, wann und wo. Auch über eine Änderung der bisherigen Gepflogenheiten zur Aufbaustundenregelung wurde empfohlen etwas anderes zu überdenken. Es wurde unsererseits die Zahlungsmoral angeprangert, die uns gezeigt hatte, dass z. B. der im September fällige Strombetrag teilweise im Januar erst bezahlt wurde. Außerdem hatten wir im Herbst zur Stromablesung einige Nacharbeiten durchzuführen, da der Strombeauftragte keine so gute Arbeit geleistet hatte.

Damit waren wir sozusagen durch.

Der Tag der Aktion „Magdeburg putzt sich kam. Anfang April, Wetter nicht gerade berauschend. Wir waren 14 Leute. Fünf davon vom Vorstand. Auch nicht berauschend. Aber alle waren fleißig. Dumm war nur, dass die Container wegen Streiks der Abfallwirtschaft nicht kamen. Ich sprach mit dieser und wir regelten das nach. Das heißt, es musste in der Woche beladen werden. Wir waren drei, vom Vorstand. Ein Mitglied kam noch, sprach fast entschuldigend, dass er bei dem Regen am Vortag nicht kommen wollte. Aber jetzt war er da. Viermal ging er flotten Schrittes von ganz oben bis ganz unten mit voller Schubkarre und belud den Container.

Mit seinem privaten Schnittgut.

Ich konnte es nicht fassen. Er ließ verlauten, dass er schließlich über achtzig ist und garantiert keine Aufbaustunden machen wird. Ich war verblüfft. Doch im Hinterkopf hatte ich schon einen Plan, wie wir sie alle kriegen.

Zum Ende Mai beriefen wir die nächste Versammlung ein. Thema war unter anderem der Heckenschnitt. Im Laufe der Jahre hatte es sich eingebürgert, dass jeder seine Hecke schneidet, wann er das will und wie er das will. Manche Hecken ragten 60cm in den drei Meter breiten Weg oder waren übermannshoch. Auch die Koniferen, besonders die des Imperators, recken sich gefährlich nah der Wolkendecke entgegen. Immer öfter gab es Ärger mit den Fahrern der Grubenentleerung. Das lag uns am Herzen. Mit einigen Pächtern hatten wir arge Auseinandersetzungen deswegen gehabt. Im Nachhinein muss man sagen, der größte, auch hartnäckigste Teil reagierte positiv. Ich lasse es jetzt mal im Raum stehen, wer es ignorierte.

Nun kam das heikle Thema AUFBAUSTUNDEN. Die alte Regel war so: Jeder zahlt 10 € ein und arbeitet eventuell zwei Stunden. Dann bekommt er dieses Geld wieder ausbezahlt. Da manche für zehn Euro nicht mal wissen, was Aufbaustunden sind, können andere ein paar Stunden mehr machen und entsprechend mehr ausbezahlt bekommen. Und so konnte der eine oder andere einen Teil seiner jährlichen Gartenausgaben, wie Pacht oder Mitgliedsbeitrag, zusammen bekommen. Das wollten wir ändern. Ich verlas unseren Vorschlag: Die zu leistende Gemeinschaftsarbeit beläuft sich auf drei Stunden. Pro nicht geleisteter Stunde ist ein finanzieller Ausgleich von 25 € zu zahlen. Erstaunte und entsetzte Gesichter. Aber auch Lächeln und Grinsen. Erste Wortmeldungen, dass das ja wohl ungeheur ist. Keine Arbeit und so viele Stunden, wer soll das bezahlen, warum. Einer hat gehört, dass Mitglieder ab 60 sowieso keine Aufbaustunden machen brauchen usw. Manche wurden sogar laut.

Wir argumentieren dagegen. Wer nicht kann, bringt jemanden als Ersatz, oder bezahlt. Wer Stunden macht, brauch nicht zahlen. Und eine 60er Regelung gibt es nicht. Als Beispiel nenne ich noch das Erlebnis am Tage des Containerbeladens, mit dem ü- 80- Mann. Abstimmung. Drei mal lassen wir die Hände heben und zählen. Jede Partei zählt drei mal zu seinen Gunsten. Schließlich Vorschlag von uns: Der, der am meisten dagegen ist, führt Strichliste und wir machen Einzelwahl.

Gut. Ergebnis: Die Mehrheit ist dafür. Wieder gewonnen.