Urlaub ist schön!
Nicht immer.
Es gibt, wenn man will, immer etwas zu meckern,
wenn man will,
oder muss.

Es ging auf Weihnachten! Es war also wieder mal Winterzeit, die ich genauso hasse, wie den Herbst. Alles ist grau, draußen ist es kalt, und das ist das Schlimmste. Tja, aber der Schnee ist doch so schön, sagen andere.
Ja, das stimmt!
Schnee ist schön. Aber muss deswegen da Schnee fallen und liegen, wo ich bin? Gut, zu Weihnachten ist es schön mit Schnee. Aber das reicht. Auch in den Winterferien sollte Schnee liegen, aber nicht bei mir in der Stadt. Soll er in den Bergen bleiben. Dort wird er echt gebraucht, zum Rodeln, Skifahren, Schneemann bauen, Schneeballschlachten und so weiter. Ane Brotmahlzeit auf der Alm ist im Winter sicher auch sehr schön. Aber ich muss das nicht haben .
Nein!
Ich nicht!
Ich brauche genau das Gegenteil, um zufrieden zu sein. Sommer, Sonne, Sand und Meer. Das wär`s. Oh, wie oft ich davon träume. Es gibt da zwei Varianten, die beide Favoriten sind.
 Die eine Variante ist die:  „Ganz ohne Arbeit.“ Dabei liegt man faul in der Sonne, auf einer weichen Liege auf dem weissen Sand. Der Sonnenschirm ist so groß, dass man, sollte man mal in den Schatten wollen, nicht alle halbe Stunde um den Ständer kriechen muss, um dem Schatten zu folgen. Ein paar Meter weiter ist das blaue Meer. Je nach meiner Badelaune wogen mal die Wellen, dass es einen Surfer erfreuen würde auf seinem Brett zu stehen, mal sind die Wellen fast glatt. Der Strand ist natürlich nicht überfüllt und in meiner Hand halte ich ein, vor Kälte beschlagenes, Glas, in dem sich ein kühler Drink  befindet. Das tut gut. Der Drink und die Sonne, die mir gesundes Vitamin B in dem Körper treibt. Hach ist das gesund in der Sonne. Die Sonnenbrandzeit ist vorbei. Und das kann ich in vollen Zügen genießen.
 Die Variante zwei könnte man als „Leichte Tätigkeiten beim Leben am Strand“ nennen.

Dabei ist es so: Es steht ein Haus am Meeresstrand. In diesem Haus wohnt jemand . Das bin ich. Wenn ich morgens aufstehe, scheint die Sonne. Ich frühstücke auf der Terrasse. Der Blick schweift über den Sand und das Meer. Die Sonne scheint. Ich bade. Es geht auf Mittag.  Ich nehme meinen Laptop und stelle ihn auf die Terrasse. Ich esse Mittag. Mittagsruhe. Ich bade. Ich schreibe über die „Variante I“. Und die Sonne scheint.
Aus der Traum!
Die Wirklichkeit ist anders. Das Haus ist eine Laube, das Meer ist ein kleiner  Swimmingpool, der Sand ist im Sandkasten für die Enkel, und von Sonne kann mal wieder fast gar keine Rede sein. Nur das mit dem Laptop stimmt.
Ich bin also auf dem Boden der Tatsachen. Um aber diesem Nichttraum für kurze Zeit entfliehen zu können, besorgte ich mal wieder Reisekataloge von den Ländern an der Adria.  Nach und nach arbeitete ich mich durch die nicht gerade billigen Angebote und zog die Grenzen des mir am meisten gefallenden Urlaubslandes nach. Irgendwie hatte das Gebilde Ähnlichkeit mit einem Stiefel.
Komisch, was?
Die Zeit verging. Und mein Stiefel? Der wurde immer transparenter, bis er eines Tages gar nicht mehr zu sehen war. Ich wartete auf ein Zeichen. Der Urlaub kam näher und näher. Ich wartete auf ein Zeichen. Der Siebentagecountdown begann. Und plötzlich kam ein Zeichen. Wie durch Zufall, lagen einige Ostseeurlaubsprospekte auf dem Tisch. Ich tat, als sähe ich sie nicht. Dann: PENG!

Es kam zur Sprache. Für und Wider wurde erläutert. Für meinen Stiefelvorschlag war nur ich.  Zwei Stimmen waren für WIDER, und der Entschluß war gefasst. Es war mitten in der Woche und mitten in der Nacht.
Buchung!
Abfahrt Sonntag!
Und nun kommen wir dem Thema sehr nah, das eigentlich mit ein paar wenigen Sätzen  erfasst wäre. Aber erst noch kurz zum Urlaubsort.
USEDOM
Extra ausgesucht, weil:  USEDOM, die sonnenscheinreichste Gegend Deutschlands.
Aber auch hier wurde es dunkel,  es gab Wolken und sogar Regen. Aber auch Sonne.  Sogar soviel Sonne, dass man am Strand bräunen und baden konnte. Der Strand war laut Hinweisschild an der Hotelferienanlage ca. 250 Meter entfernt. Wir glaubten das. Wir wussten aber nicht, von welchem Punkt des Weges, wir zu zählen anfangen sollten. Nachdem wir am Ziel waren entwickelte ich verschiedene Theorien. Es hätte sein können, dass sich die 250 Meter auf die Strecke vom Schild bis zu dem Punkt beziehen, an dem wir den Strand sehen können. Es hätte sein können,  dass sich die 250 Meter auf die Strecke von dem Punkt, von dem wir den Strand sehen können, bis zu dem Punkt, von dem wir den Strand erreichen könnten, beziehen. Es hätte aber auch sein können, dass sich die 250 Meter auf den Punkt, von dem wir den Strand erreichen könnten bis zum Strand am Ende der Treppe erreichen würden, beziehen. Es hätte sein können, dass sich die 250 Meter auf den Höhenunterschied beziehen. 99 Stufen, jede ca. 30-50  Zentimeter hoch.
Vielleicht! Vielleicht hat ja jemand aus einer Sieben eine Zwei gemacht. Vielleicht.
 Wir ließen uns nicht schrecken und bewältigten diese Strecke. Auch der Kleine, mein erster Enkel, der nun schon drei Jahre geworden ist, ließ sich die Strecke nicht lang werden.  Wir suchten eine schöne Stelle und genossen Sommer, Sonne,  Sand und Meer. Und wie dem dann so ist, schaut man sich mal um. Mal in diese Richtung, mal in diese Richtung. Was man da alles entdeckt, ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Ungefähr zweihundert Meter von unserer Stelle begann der Strandabschnitt, der den fleißigen Vierbeinern zustand. Leider war nicht jeder Hundeliebhaber des Lesens mächtig und dachte , dass es doch ganz egal ist, wo sein Freund unangeleint herum läuft und badet. Glücklicherweise sah ich nicht, wie der Hundekot entsorgt wurde. Vielleicht findet der ein oder andere Sandburgerbauer(in) im Sand die trockenen Haufen, die so versandet prähistorisch wirken und von einem Saurier stammen könnten. Leider ist es nicht so.

Und dann gibt es ja am Ostseestrand weit verbreitet noch andere, an die prähistorische Zeit erinnernde Sehenswürdigkeiten, denen eigentlich auch ein bestimmtes Arial zugeordnet wurde, die aber leider auch des Lesens nicht  mächtig sind. Hier handelt es sich nicht um Hunde. Nein. Es handelt sich um Menschen. Aber es sind ganz besondere Menschen.
Denken sie!
Und warum?
Rrrrrichtich! Sie sind nackt.
Ich möchte zwischendurch bemerken, dass ich hier nicht alle über einen Kamm scheren möchte, um Himmels Willen. Es gibt Leute die dem Nacktsein frönen,  die auch schon anzusehen sind. Schön gebaut, schön gebräunt und schöne Ausstrahlung, was heißen soll im Kopf normal denkend. Ich meine andere. Ich meine die, an denen schon viele, viele Jahresringe in Form von runzligen Falten ihre Spuren hinterlassen haben.  Außerhalb der ihnen zugedachten Zone, die eingerichtet wurde, um Spannern das gierige Beäugen ihrer „Adoniskörper“ zu vermasseln, drehen den Spieß um. Mit einer Siegessicherheit pflanzen sie sich, außerhalb ihres Reservats,   kerzengerade genau dort hin, wo unser Blick erholt auf das Waser und den Strand blicken möchte. Aber statt Wasser und Sand, springen einem die viele Jahrzehnte alten Schrumpelhintern ins Auge. Nicht nur Männer, auch weibliche Nackedeis denken, man ekelt sich vor nichts. Zwischen den, vielleicht einstmals knackigen, Backen gucken die alten Geschlechtsteile durch und man möchte am liebsten den kleinen Kindern die Augen verbinden. Was muss das für die Kleinen grausam sein, wenn sie sich fragen, ob sie auch so aussehen,  wenn sie groß sind. Das gönnt man seinem ärgsten Feind nicht. Und wenn sich die Gottesähnlichen umdrehen, hört das Entsetzliche auch nicht auf.  Hat man Glück, entschärft ein gesunder runder Bauch das Ganze, in dem dieser ein fleischliches Dach und für die weiblichen einstmals straffen Brüste eine Auflage bildet. Ja, diese schöngewordenen Menschen stehen fest im Sand, wie eingerammt. Kein Windhauch kann sie verbiegen. Mit eiskalten, die Weißärsche verachtenden Gesichtern, stehen sie da und sehen der Sonne entgegen.

>Jaaa, hier stehe ich, für euch, seht mich an, mein Körper für euer Auge. Ich fühle den Neid. Ich brauch mich nicht fürchten vor abfälligen Blicken. Ich nicht, ich bin schöööön! <

Drei Meter neben unserem Sonnenplatz, schlug eine Familie mit zwei kleinen schon sandspielfähigen Kindern ihr Lager auf. Erst schien alles total normal. Aber plötzlich ließ der Familienpapa die Hose fallen. Die anderen blieben im Textil. Und so spielte er mit den Kindern im Sand und wir konnten das zwischen den Beinen hängende Etwas sehen. Ich nehme an, wenn die Kinder aus dem Haus sind, steht er auch wie eine eingerammte Kerze am Strand im Sand. Ein schöner Gedanke.

Nun ja, was soll’s? Jeder ist so schön und alt, wie er sich fühlt. Wenn der Arsch auch schrumpft, Hauptsache gesund!

Aber es schien ja nicht nur die Sonne. Auch bedeckte Tage gab es.  Und an solchen Tagen gingen wir in den Swimmingpool, der im gegenüberliegenden Gebäude unserer Unterkunft vorhanden war. Hier war Badekleidung Vorschrift. Hier konnte man nun nicht mit Nacktheit protzen. Hier tat man es mit Missachtung. Betrat man die Halle, in denen die besser betuchten Herrschaften, oder die, die durch Goldkettchen versuchten so auszuehen,  ihre Bahnen zogen, wurde man geringschätzig beäugt. Eine Antwort auf unserren Gruß gab es nicht. Erst dachte ich, ich hätte nicht laut genug gesprochen, aber der nächste Versuch brachte auch nichts. Nichts desto trotz gab es ein Erlebnis, das mich alles andere entschuldigen ließ und das mir durch und durch ging. Auch jetzt jagt es mir wieder eine kleine Gänsehaut über den Körper. Und zwar geschah Folgendes:

Es war ein bedeckter Tag. Der Tagesablauf  ließ es zu die Hausarbeit von den Frauen erledigen zu lassen und ich ging  mit meinem Enkel zum Pool.   Wir planschten ein bißchen, spielten mit dem kleinen Ball und ich zog ihn durchs Wasser. Er lachte und quiekte vor Freude, wir hatten beide unseren Spaß. Auf einmal ging die Tür auf und ein Ehepaar betrat das Bad. Grußlos.  Beider Blicke umrundeten das Becken und trafen auf uns. Böse Blicke, dachte ich. Egal, wir machten weiter. Das Paar ist im Wasser und kommt immer näher. Der Kleine lacht. Die Frau ist auf unserer Höhe. Der Kleine lacht. Ich denke lass die Alten böse gucken, wir haben beide unseren Spaß. Und plötzlich höre ich die Frau zu uns gewand sagen:

„Ach, das ist so schön, Kinder lachen zu hören!“

Der Kleine lacht, ich schlucke. Meine Gedanken überschlagen sich. Was werden diese alten Leute alles schon erlebt haben, um diesen schönen Satz zu sagen.  Vielleicht lässt die Vergangenheit sie so mürrisch aussehen, obwohl sie im Inneren ganz anders sind. Wer weiß?

Und ich dachte, wenn es ihnen gefällt. sollen sie nackt am Strand stehen. Ich werde es verkraften.

Wichtig ist, dass Kinder immer lachen können.

Schade, dass es soviel Elend gibt und vielen Leuten das Kinderlachen völlig egal ist.

Dass  mich das so berührt, hätt ich nicht gedacht!